Als Sophie am 31. Dezember die Meeresfrüchte-Platten auf ihre Festtafel stellte, ehrten ihre Gäste die jodhaltigen Aromen des Beckens von Arcachon. Aber als das Essen zu Ende war, warf nicht einer von ihnen einen Blick auf die Austern-, Wellhorn- und Muschelschalen, die im Mülleimer landeten. Schade, denn Frankreich ist ein Spezialist im Recycling. Und an Rohmaterial mangelt es nicht, denn jährlich werden 150 000 Tonnen Schalen weggeworfen. So sehr, dass das gemischte Syndikat Cyclad, in dem mehrere Gemeinden der Charente-Maritime zusammengeschlossen sind, den Einwohnern vorschlägt, sie im Abfallentsorgungszentrum zu deponieren, damit sie recycelt werden können. So wurden 2018 achtundsiebzig Tonnen gesammelt. "Die Schalen sind schwerer und geruchsintensiver Abfall, der mit dem Hausmüll entsorgt wird, und eine Behandlung durch Verbrennung ist nicht geeignet, da sie fast unversehrt aus den Öfen kommen", so die Gewerkschaft.

Surfanzug aus Austern

Die Stadt Montbert (Loire-Atlantique) bietet ihren Bürgern die Möglichkeit, ihre leeren Wellhornschnecken, Venusmuscheln, Miesmuscheln und Jakobsmuscheln bis zum 18. Januar zu sammeln. Sie werden zur Verbesserung der Bodenqualität in der Landwirtschaft eingesetzt. Das Unternehmen Ovive mit Sitz in La Rochelle (Charente-Maritime, das führende Departement in der Austernproduktion) bietet den Schalentieren ein zweites Leben. Nach der Zerkleinerung werden die Reste als Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere für Legehennen, verwendet. "Die Schuppen versorgen sie mit Kalzium, um ihr Skelett zu stärken und die Schalen ihrer Eier zu verstärken", erklärt das Unternehmen.

Ebenfalls in La Rochelle hat die "Surfwear"-Marke Soôruz einen Surfanzug aus Austern entworfen. Die kalkhaltigen Schalen werden zu Pulver zerkleinert und mit 30% Pflanzenölen, Naturkautschuk und Zuckerrohr gemischt. Was ist für Sie drin? Als Ersatz für synthetische Anzüge, die aus Erdöl und einem seiner Derivate, dem Neopren, hergestellt werden. Einer Ingenieurschule in Caen (Calvados) ist es gelungen, Muscheln in Form von... Pflastersteinen wiederauferstehen zu lassen. Ein Teil des Kieses, der für die Gestaltung von Pflastersteinen verwendet wurde, wurde durch Muscheln ersetzt. Das Ergebnis: "Öko-Pflastersteine" mit Drainagekapazität, die auf Fußgängerplätzen oder Parkplätzen eingesetzt werden und "das Überschwemmungsrisiko in städtischen Gebieten reduzieren" können. Der Pflasterstein neigt dazu, Wasser aufzusaugen, so dass es in den Grundwasserspiegel sickert.

Der Preis für Originalität geht an die Firma Biom Paris, die Toilettenbürsten aus 30% Jakobsmuscheln aus der Normandie entworfen hat. Sie werden vor Ort von einem verzehrfertigen Unternehmen verarbeitet, dann gereinigt und zerkleinert, um wieder in das wässrige Medium zurückzukehren... auf dem Boden Ihrer Toilette. Als Beweis dafür, dass Muscheln eine unendliche Kraft der Reinkarnation haben, hat die Firma Friendly Frenchy eine Sonnenbrille aus Muscheln entworfen. Die Solarmor-Sonnenbrille ist nicht billig (250 € pro Paar) und erforderte drei Jahre Forschung. Sie können sich für einen Rahmen aus Austernschalen aus Cap-Ferret entscheiden oder die Version "Fischen zu Fuß" aus Muscheln wählen, die im Morbihan gesammelt wurden. Für die Farbe, natürlich, wird es Schildpatt sein.